Heinrich von Meißen, besser bekannt als ‚Frauenlob‘, verstarb nach langjährigem dichterischen Wirken im Dienste des Mainzer Erzbischofs Peter von Aspelt am 29.11.1318 in Mainz, wo er seine letzte Ruhestätte im Kreuzgang des Mainzer Doms gefunden hat. Der Grabstein Frauenlobs kann auch heute noch besichtigt werden. Zuvor führte er wohl ein Leben als fahrender Dichter, dessen Stationen an den zahlreichen Lobsprüchen für diverse Adlige abzulesen sind. So dichtete er beispielsweise für Herzog Heinrich IV. von Breslau (reg. 1270-1290), Herzog Otto III. von Niederbayern (reg. 1290-1313), Giselbert, den Erzbischof von Bremen (reg. 1273 oder 1274-1306) und Fürst Wizlav (III.?) von Rügen (reg. 1260-1325).
Mit seinen volkssprachlichen Minneliedern, Leichs und Sangsprüchen gehört Frauenlob nach Walther von der Vogelweide zweifelsohne zu den größten deutschsprachigen Lyrikern des Mittelalters. Zugleich erweist sich dieser mittelalterliche Autor, den bereits die Zeitgenossen bildlich zu einem Dichterfürsten erhoben haben, auch als einer der faszinierendsten Bildvirtuosen. Im Verfasserlexikon heißt es passend:
"F[rauenlob] ist einer der bedeutendsten Vertreter des geblümten Stils. Er ist unerschöpflich in der Erfindung immer neuer redebluomen, bedient sich aller Möglichkeiten, die ihm die Sprache bietet, um den gemeinten Sinn zu verrätseln. Ungewöhnliche Satzkonstruktionen, ausgefallene Reimklänge, seltene Wörter, namentlich aber die Tropen schaffen den dunklen Stil Frauenlobs, der im deutschen Mittelalter nicht seinesgleichen hat." (Karl Stackmann, Artikel "Frauenlob", in: Ruh, Kurt u.a. (Hg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Aufl. Berlin/New York 1980, Sp. 865-877, hier Sp. 873)
Die artistische Kühnheit, gedankliche Komplexität und kunstvolle Form seiner gewaltigen Sprach- und Denkbilder im Schnittpunkt vorausgegangener und nachfolgender Dichtungstraditionen irritieren, provozieren und beeindrucken bis heute und fordern seine Rezipienten wie kaum bei einem anderen mittelalterlichen Dichter heraus.