von Alisa Sawchuk und Sabine Burckhardt
Für unsere Finissage haben wir die Poetry-Slammerin Alisa Sawchuk eingeladen. Dort wird sie uns eine Totenklage auf Frauenlob halten. Wie sie dafür auf Ideen kommt, verrät sie uns in diesem Beitrag:
"Hallo Rainer, ich brauche eine Totenklage", meldete ich mich bei meinem Astrologen.
"Alles klar, um wen geht es denn?", entgegnete er.
"Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, bald 700jähriges Todesjubiläum."
"Da stehen die Sterne natürlich günstig. Ich gucke, dass ich Kontakt mit ihm aufnehme.
Ich melde mich.", sagte Rainer.
Eine Woche später kam der Brief:
"Hallo liebe Alisa,
wie besprochen habe ich zu Frauenlob transastralen Kontakt aufgenommen und schicke dir anbei die vollständige Totenklage Frauenlobs.P.S.: Alter Verwalter, der Typ ist ja schon mega arrogant."
Unterzeichnet Diplom-Esoteriker Rainer Zufall
Diese Geschichte habe ich natürlich frei erfunden, aber das ist egal, denn hätte ich wirklich einen Astrologen gefragt, dann hätte er auch alles frei erfunden.
Wenn ich schreibe, dann geistern immer ganz abstruse Gedanken in meinem Kopf.
Ich stelle mir vor, wie Frauenlob sich heute mit einem Kollegah messen könnte und verschiebe mein Genre von Mittelalterpoesie näher an Gangsterrap.Ich stelle mir einen hochnäsigen Frauenlob vor, der unsere Ausstellung kritisch beäugt.
Oder was Frauenlob, der so viel über "frouwen" schreibt, über unsere heutigen Vertreter des weiblichen Geschlechts oder gar die Genderbebatte denkt.All diese Gedanken packe ich dann in ein mehr oder weniger gutes Reimschema.
Dann reimt sich auch Mal "Holde Maid" auf Augenbrauen "wie von Nike". Meine Reime sind so unrein, wie die Bettlaken eines Nachtclubs.
Aber meine Devise ist, was beim Schreiben Spaß macht, macht meistens auch beim Hören Spaß.
Und wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich Alisas Vortrag gerne morgen bei unserer Finissage um 14 Uhr in der Schule des Sehens anhören.